Magen-Darm-Beschwerden und damit einhergehende Erkrankungen nehmen immer mehr zu. Die Ursachen sind oft in den individuellen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu suchen. Aber auch Infektionen und die Einnahme von Medikamenten tragen einen erheblichen Beitrag zur Entstehung der Beschwerdebilder bei.
Ernährungsgewohnheiten
In Bezug auf die Ernährung gibt es viele Mythen, die sich hartnäckig halten. Ein Beispiel ist die Aussage: Milch ist gesund!
"Doch bei der Darmgesundheit muss immer auf die individuelle Konstitution Rücksicht genommen werden."
Dr. med. Alexandra Knauer
Was für den einen förderlich ist, kann für den anderen zum Problemfaktor werden. Generell essen wir in unseren Breiten zu viel, zu oft und zu schnell. Viele Lebensmittel sind in der kommerziellen Herstellung nicht mehr natürlich. Schon beim Anbau, der Herstellung und schließlich durch die Bearbeitung werden unsere Nahrungsmittel von der Menschenhand beeinflusst.
Genmanipulation, Anwendung von Insektenschutz- und Unkrautvernichtungsmitteln, Auslaugung der Böden und Antibiotika in der Tierzucht sind nur einige Schlagworte, um die Qualität unserer Lebensmittel in Frage zu stellen. Bei der Herstellung von Fertigprodukten werden Konservierungs- und Triebmittel sowie Farb- und Geschmacksverstärker verwendet, die zwar biotechnologisch für die Körperzelle unbedenklich sind, allerdings eine starke Auswirkung auf unser Mikrobiom und in Folge auf unser Immunsystem sowie den gesamten Körper haben.
Das können wir nur zum Teil beeinflussen, indem wir auf hochwertige Bio-Qualität beim Einkauf achten, aber selbst dann kann es durch äußere oder innere Faktoren zu Unverträglichkeiten kommen. Lebensmittelunverträglichkeiten können die Lebensqualität unserer Patient:innen und Klient:innen sehr einschränken durch:
- Störung des Immunsystems: Infektanfälligkeit, Allergien
- Hauterkrankungen: Ekzeme, Schuppen, Akne, Abszesse
- Psychische Störungen: Konzentrationsstörungen, fehlender Antrieb, depressive Verstimmungen bis hin zu Depression
- Schlafprobleme
- Hormonelle Störungen: Menstruationsbeschwerden, Schilddrüsenerkrankungen und Morbus Hashimoto
- Stoffwechselerkrankungen: Über- und Untergewicht, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen und Leberverfettung
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Gefäßablagerungen und Infarkt
- Chronische Schmerzen: Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, rheumatische Beschwerden
Wie diese Krankheitsbilder verhindert werden können bzw. frühzeitig erkannt werden, lernst du im Salutogenia Lehrgang Ernährung. Hier werden Ernährungsmethoden zur Therapiebegleitung trainiert, um eine praxisorientierte Kompetenz zum Ernährungs-Coach für den therapeutischen Alltag zu erlangen.
Lebensgewohnheiten
Die Lebensgewohnheiten sind aus medizinischer Sicht eng mit dem vegetativen Nervensystem verwoben, welches wir nicht direkt beeinflussen können. Es reguliert automatisch eine Vielzahl von Körperfunktionen, darunter auch die Aktivitäten des Verdauungstrakts:
Ein Teil davon – der Parasympathikus – spielt eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der Verdauungsfunktionen. Wenn der Parasympathikus aktiv ist, steigt die Darmaktivität, wird die Peristaltik verstärkt und der Blutfluss im Darm nimmt zu. Das unterstützt die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen.
Sein Gegenspieler – der Sympathikus – ist für den „Kampf- oder Flucht“-Mechanismus zuständig und wird aktiv, wenn der Körper unter Stress steht. Die Aktivierung des Sympathikus führt automatisch zu einer Hemmung der Verdauung, weil das Blut von den Verdauungsorganen zu den Muskeln und dem Herzen umgeleitet wird.

Grafik aus Canva
Die Darm-Hirn-Achse beschreibt die bidirektionale Kommunikation zwischen dem Darm und dem zentralen Nervensystem, insbesondere dem Gehirn. Diese Kommunikation erfolgt über Nervenbahnen, Hormone und andere Transmitter. Heutzutage weiß die moderne Wissenschaft bereits, dass die Darmgesundheit einen erheblichen Einfluss auf emotionale und kognitive Prozesse hat und vice versa.
Der Darm selbst verfügt auch über ein eigenes Nervensystem, das als enterisches Nervensystem bekannt ist. Es wird oft als „zweites Gehirn“ bezeichnet, da es unabhängig vom zentralen Nervensystem funktionieren kann. Das enterische Nervensystem reguliert lokale Prozesse im Darm, einschließlich der Peristaltik und der Freisetzung von Verdauungsenzymen.
Somit wird sehr deutlich, welchen Einfluss Lebens- und Ernährungsgewohnheiten auf unseren Gesundheitszustand haben. Doch können wir diese Gewohnheiten bei unseren Patient:innen und Klient:innen beeinflussen?
Die Gesundheitsmedizin sieht einen großen Handlungsspielraum durch die gezielte Begleitung von Salutogenia Therapeut:innen. Doch für die richtige Auswahl therapeutischer Methoden müssen erst alle gesundheitsrelevanten Faktoren richtig eingeordnet werden.
Leitfaden zur treffsicheren Diagnostik und Therapie von Darmerkrankungen
Nur mit einem Blick auf alle Ebenen ist es möglich für Patient:innen bzw. Klient:innen die geeignete Therapieauswahl zu treffen. Dazu gehört neben Fachwissen eine große Portion Neugier und detektivisches Geschick. Es geht auch darum, Informationen zu erfassen, die nicht vordergründig ersichtlich sind. Darunter fallen Aspekte, die in der Medizin nicht typisch, offensichtlich oder objektiv erhebbar sind. Das sind unter anderem emotionale, psychische und energetische Faktoren, die ebenso eine große Rolle spielen wie Hardfacts aus dem Labor und dem Röntgenapparat. Eine bereits gestellte Diagnose ist nur so lange ein Anhaltspunkt, bis alle zur Verfügung stehenden ganzheitlichen Möglichkeiten ausgeforscht sind, um letztendlich einen Menschen bei der Heilung unterstützen zu können.
Das Eisbergmodell als Basis für die Diagnose
Dabei unterstützt das Eisbergmodell für die Bedeutung von Darmerkrankungen viele Salutogenia Therapeut:innen bei ihrer täglichen Praxis. Das Eisbergmodell ist eine metaphorische Darstellung, um zu veranschaulichen, dass ein Großteil für den Aufschluss von Magen-Darm-Erkrankungen unter der Oberfläche verborgen ist. Es wird verwendet, um zu zeigen, dass nur das Beschwerdebild offensichtlich ist, während der größte Teil unsichtbar oder unscheinbar bleibt.

Das Eisbergmodell, Copyright Salutogenia
Die 4Bs der Diagnostik
- Betrachtung: Was kannst du bei deinen Patient:innen bzw. Klient:innen beobachten. Dazu gehört beispielsweise die Atmung, die Stimme, der Körperbau, die Körperhaltung, die Haut und die Zunge. Alleine diese sechs Faktoren können dir schon so viele essentielle Hinweise auf die Gesundheitslage deines Gegenübers geben und dich bei der Therapierichtung unterstützen.
- Befragung: Aktives Zuhören ist der zweite wichtige Schritt, um den Ursachen der Beschwerden auf den Grund zu gehen. Die richtigen Fragen zu stellen ist in der Gesundheitsmedizin genauso wichtig, wie die Antworten richtig einordnen zu können.
- Berührung: Hierbei geht es um Tastbefunde am Körper, wie beispielsweise die Pulsdiagnostik und das Biofeedback von Indikatormuskeln.
- Befunde: Blutanalysen, Stuhlanalysen, Bildgebung
Die Diagnose von Magen-Darm-Beschwerden erfordert eine sorgfältige und ganzheitliche Herangehensweise. Die Kombination von Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laboruntersuchungen, bildgebenden Verfahren und spezialisierten Tests ermöglicht eine präzise Identifikation der Ursachen. Die Zusammenarbeit zwischen Patient:in bzw. Klient:in und Therapeut:in ist entscheidend, um eine umfassende Diagnose zu gewährleisten und die bestmögliche Behandlung einzuleiten.
Wie du als zukünftige:r Salutogenia-Therapeut:in dabei vorgehst, zeigt dir Alexandra am 03. und 04. April 2024 – jeweils online von 18.00 – 20.30 Uhr im Praxisseminar “Reizdarmsyndrom verstehen und richtig behandeln”
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Reizdarmsyndrom verstehen und richtig behandeln
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