Die Welt der Gesundheitsberufe ist im Wandel: Neue Ansätze, neue Krankheitsbilder, neue Erwartungen treffen auf ein System, das oft auf alte Strukturen baut. Gerade für Gesundheitsberufe entsteht dadurch ein Spannungsfeld: zwischen fachlicher Kompetenz und menschlicher Haltung, zwischen Berufsbild und eigenem Anspruch.
Viele von uns kennen diese innere Spannung. Man hat eine fundierte Ausbildung abgeschlossen, einen anerkannten Titel erworben, vielleicht sogar einen gefestigten Berufsalltag – und doch bleibt das Gefühl: „Da fehlt etwas. Ich komme auf diese Art nicht weiter. Irgendetwas möchte ich anders machen.“ Diese Suche nach dem ‘Anders’ ist kein Defizit, keine Unruhe oder Ablenkung, sondern ein Zeichen von Unzufriedenheit.. Erst die Unzufriedenheit bewegt uns zur Veränderung. Im Idealfall bedeutet Veränderung eine Erweiterung.
Werteorientierung im medizinischen Alltag
Der erste Schritt zur inneren Stimmigkeit ist die Frage nach den eigenen Werten. Sie sind der unsichtbare Kompass, der unsere Entscheidungen lenkt. Was ist mir wichtig in meiner therapeutischen Arbeit? Wo und in welcher Form möchte ich auf die Gesellschaft einwirken? Was darf sich durch meine Arbeit bei Menschen verändern?
Diese Fragen sind richtungsweisend. Denn ob wir es merken oder nicht: Unsere Werte beeinflussen unsere Arbeit und somit den beruflichen Erfolg.
Leitfragen zur Reflexion
- Was hat dazu geführt, dass es einer Person durch mich deutlich besser ging?
- Was sind Momente in meiner Arbeit, die sich stimmig angefühlt haben?
- Welche Werte sind mir so wichtig, dass ich ihnen auch unter Druck treu bleiben möchte?
Berufsidentität zwischen Titeln und Rollen
Ein Berufstitel sagt wenig darüber aus, wie jemand arbeitet. „Heilpraktikerin“, „Psychologe“, „Ärztin“ – all das sind Rahmen. Doch wie wir unser Berufsbild gestalten, ist individuell. Gerade im Bereich der Gesundheitsmedizin braucht es eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Identität.
Folgende Fragen dürfen wir uns dabei stellen: Was bringe ich mit? Welche Perspektive, welche Erfahrung, welche Haltung ist Teil meiner therapeutischen Tätigkeit?
Viele Menschen im Gesundheitsbereich tragen ein reiches Potenzial in sich, das durch keine Berufsbezeichnung vollständig abgebildet wird. Dabei spielt die individuelle Persönlichkeit eine entscheidende Rolle – die einzigartige Art, mit Menschen umzugehen und auf sie einzugehen. Es geht also darum, nicht nur eine Methode zu vertreten, sondern als ganze Person sichtbar zu werden.
Leitfragen zur Reflexion
- Welche Rollen nehme ich aktuell in meiner Arbeit ein – und welche davon fühlen sich stimmig an?
- Welche Aspekte meiner Persönlichkeit dürfen in meiner Arbeit mehr Raum bekommen?
- Wenn ich meinen Beruf neu benennen könnte – was wäre ich dann? Welche Begriffe beschreiben nur mich und nur meine Arbeit?
Die eigenen Worte finden: Beruflicher Ausdruck
Viele Kolleg:innen tun sich schwer damit, über ihre Identität im Beruf und ihre Arbeit zu sprechen. Entweder, weil es sich zu groß oder zu klein anfühlt. Oder weil sie das Gefühl haben, den eigenen Werdegang oder das Vorgehen rechtfertigen und erklären zu müssen.
Dabei ist Sprache ein Ausdruck von Selbstverständnis. Die eigene Sprache zu finden bedeutet nicht, ein Label zu definieren. Stattdessen: Worte für das zu wählen, was man im beruflichen Alltag tatsächlich tut – und wie man es tut.
Ziel ist es, den eigenen Zugang gut zu beobachten und genau zu beschreiben: Bin ich jemand, der viel erklärt oder lieber Fragen stellt? Ist meine Arbeit eher strukturiert, intuitiv, erklärend oder begleitend? Wer solche Merkmale und die eigene Haltung benennen kann, gewinnt Orientierung für sich selbst und schafft klare Verbindlichkeit und Erwartbarkeit für andere.
Impulse zur Weiterarbeit
- Wie erkläre ich, was ich tue?
- Welche Worte benutze ich gerne? Welche nicht?
- Wie klingt ein Satz über meine Arbeit (z.B. aus dem Mund von jemand anderem), der sich für mich stimmig anfühlt?
Träumen als erste Form der Zielsetzung
Ziele entstehen im Kopf, doch sie keimen in Gefühlen. Das bedeutet, wir entwickeln ein inneres Bild, wie es sein sollte, aber können es nur umsetzen, weil wir eine Vorstellung haben, wie es sich anfühlen wird.
Deshalb lohnt es sich, das Träumen nicht zu verlernen – oder es wieder zu erlernen. Träume sind keine Luftschlösser, sondern der Anfang jeder echten Zielsetzung. Wer sich erlaubt, ein inneres Bild zu entwerfen – ganz gleich, wie idealisiert oder ‘unrealistisch’ es scheinen mag – gewinnt eine Richtung, an der sich alles Weitere orientieren kann.
Zu wissen, wohin man theoretisch möchte, ist eine enorme Ressource – und doch trauen sich viele genau das nicht zu. Denn meist lauert unmittelbar die Frage „Wie soll ich da hinkommen?“. Und mit ihr oft Unsicherheit, Überforderung oder Selbstzweifel.
Dabei ist das Endziel gar nicht das Entscheidende. Viel hilfreicher ist die Vorstellung eines ersten Schritts. Doch auch jeder Schritt braucht eine Richtung – und diese entsteht aus dem Bild, das wir uns vom Ziel erlauben.
Fragen zum Träumen
- Wie soll sich meine Arbeit in fünf Jahren anfühlen?
- Welche Menschen umgeben mich in fünf Jahren und wie werde ich mit ihnen arbeiten?
- Was tue ich in fünf Jahren an einem typischen Arbeitstag?
Sich mit der eigenen beruflichen Identität auseinanderzusetzen, bedeutet mehr als strategische Planung. Es ist ein persönlicher Prozess, der Mut erfordert: zum Innehalten, zum Hinterfragen, zum Neudenken. Wer sich die Zeit nimmt, festzustellen, was einen antreibt, schafft eine wichtige Grundlage für eine Arbeit.
Nicht alles muss sofort entschieden sein, aber manches will gesehen, gedacht und geträumt werden. Ich persönlich bin eine überzeugte Träumerin. In meinen Träumen sehe ich den Beginn einer Entscheidung und eine Entscheidung ist der Beginn einer Handlung.
Dein nächster Schritt
Orientierungsgespräch
mit Alexandra
Wer sich selbst als medizinisch tätige Person neu aufstellen will, braucht nicht nur Theorie und gute Reflexion – sondern Begleitung.
Das 20-minütige Orientierungsgespräch mit Alexandra bietet dir Raum, die eigene Situation zu sortieren, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen und die nächsten Schritte zu planen.
Jetzt Gesprächstermin vereinbaren – und die eigene Richtung klären.